Rezension: Die Juwelen der Maharajas – Johannes Litzel

Rezensiert für H-Museum von Johannes Litzel M.A., Agentur Litzel, Burg E-Mail: Agentur_Litzel@t-online.de

Sagenhafter Reichtum, verwunschene Paläste, paradiesische Gärten mit mandeläugigen Prinzessinnen, dienstbeflissene schwarze Sklaveninnen in durchsichtigen Gewändern und die allgegenwärtigen Elefanten – Indien und seine ehemaligen Herrscherhäuser in der Durchschnittsphantasie europäischer Provenienz. Hans Weihreter hat sich damit nie zufrieden gegeben. Er schaut hinter die Kulissen, bekam nach vielen Jahren des Forschens in Indien und des Aufbauens von Beziehungen und damit verbundenem Vertrauen, Zutritt zu Bereiche, die sich sonst eher den Blicken der Öffentlichkeit entziehen. Mit seinen zahlreichen Publikationen zur indischen Schmuckkultur – vielleicht eine der facettenreichsten überhaupt – hat er sich im deutschsprachigen Raum, und mittlerweile darüber hinaus, eine interessierte und dankbare Lesergemeinde erschrieben.

Kenntnisreich führt uns diesmal der Autor nun in die Schatzkammern der ehemaligen Herrscherhäuser, breitet 20 ausgesuchte Hals- und Oberarmbänder, Brustschmuck, Amulette und Anhänger aus Gold, Silber, Diamanten, Perlen, Rubinen und Smaragden vor uns aus, zeigt und erläutert feinste Emailarbeiten. Die gut begründeten Datierungen sind dabei ebenso hilfreich wie die technischen Angaben zu Größe und Gewicht, Herstellungsart, Schliff, Fassung oder Hinweise zur Herkunft, Einflüssen, autochtone Bezeichnung, Bedeutung, Trageweisen und Vergleichsstücke. Ergänzt wird dies alles zunächst durch ausgesuchte Literaturhinweise bzw. Ausstellungshinweise. Im zweiten Teil des vorliegenden Werkes finden sich Reproduktionen von Fotos aus Archiven verschiedener Maharajas bzw. von Wandmalereien aus dem Palast von Bundi, auf denen Schmuckträger abgebildet bzw. dargestellt sind. An diesen Beispielen lassen sich Trageweise, Religionszugehörigkeit, aber auch die Veränderung, Umgestaltung von Stücken im Laufe der Zeit genauso feststellen wie konservatives Beharren auf Tradition oder magische Vorstellungen. Annäherung an den jeweiligen Zeitgeist, herrschende Mode, europäische Vorbilder, Kohabitation, blanker Protz aber auch Opposition gegen die Kolonialmacht finden Ihren Ausdruck. Dieser Abschnitt ist eine wichtige Ergänzung zur reinen Darstellung von grandiosem Geschmeide, fügt dem Thema eine weitere, tiefere, sozial-historische Dimension hinzu.

Und dennoch: die Schmuckabbildungen sind das tragende Element der vorliegenden Publikation; technisch versiert, die Möglichkeiten der digitalen Reproduktion ausreizend bis zur Lupenvergrößerung. Übersichtsaufnahmen – selbstverständlich Vorder- und Rückseiten – werden durch Detailaufnahmen ergänzt. Aber in erster Linie sind die Bilder Augenweiden; Schmuck im wortwörtlichsten Sinne. Zunächst handwerklich perfekt im Umgang mit den Materialien entwickelt sich pure Ästhetik, Schönheit um der Schönheit willen. Auf einer zweiten Ebene zeigt sich dann aber das es nicht nur um l“art pour l“art geht, sondern dass das Geschmeide auch Funktion besitzt, in religiösen und kulturellen Kontext eingewoben und bestimmt ist. Übertroffen wird dies nur von dem Erlebnis, das eine oder andere Stück in Händen zu halten und aus der Nähe betrachten zu können, was dem Rezensenten zuweilen schon vergönnt war.

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